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Jörg Siegele

Neben dem Mensabrunnen des historischen Alleegartens unterhalb des Mensa-Gebäudes I, Ecke Rempart- und Werth­mannstraße mit Grünfläche steht die Skulptur aus rotem Sandstein, dreiteilig in Gestalt eines Tänzers. Angelehnt an den expressionistisch-futuristisch anmutenden Stil der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat Siegele eindrucksvoll eine stehende männliche Figur geschaffen. Durch die vor und hinter dem Kopf verschränkten Arme nimmt der Tänzer eine Pose ein, die das statische Moment betont. Durch ein schwungvoll sich um den Körper schwingendes bandartiges Element, eine Metapher für sein Tanzoutfit, kommt das Thema der Bewegung hinzu. Überzeugend scheint sie wie für diesen Ort geschaffen. – Vor Jahren wurden dieser wie auch etliche andere Brunnen in der Freiburger Innenstadt bedauerlicherweise aus Kostengründen trocken gelegt. Das Brunnen-Becken besteht heute aus einer großen kreisrunden Betonschale mit flachem Boden. Vor einigen Jahren, mindestens seit 2011, wurde sie als Tanzfläche neu entdeckt. Daraus entwickelte sich eine Tradition mit ganz besonderem Flair, v. a. während lauer Sommernächte.

Werk und Ort
Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts blieben nach der Sprengung der Vaubanschen Festungsanlage durch französische Truppen – bevor sie Freiburg räumen mussten – neben dem Breisacher Tor nur Reste weniger Festungshügel von ursprünglich acht dazugehörigen Bastionen übrig. Auf genau so einem – vormals die Bastion de la Reyne – liegt heute die Mensa I. Der Alleegarten entwirft das Bild einer romantisch idealisierten Landschaft mit dazugehöriger Brunnenanlage aus dem Ende des 19. Jahrhunderts von Berthold Knittel, die im Zweiten Weltkrieg zum Teil zerstört wurde. Es ist ein allseits bekannter, äußerst sensibler Ort. Daher stieß die Idee 2017 dort anstelle des sog. Tango-Brunnens vielleicht ein Fahrradparkhaus zu realisieren, auf wenig Begeisterung. So stehen Denkmalsschutz sowie die Tanzveranstaltungen auf der einen Seite und diese Idee der Stadt gemeinsam mit der Universität und dem Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg für dringend benötigte Fahrrad-Stellplätze im Univiertel bei der neuen Unibibliothek auf der anderen Seite nahezu unvereinbar einander gegenüber. Daher wurde eine Machbarkeitsstudie in Erwägung gezogen durch einen Landschaftsplaner oder Freiraumgestalter. (Beitrag von Fabian am 09.03.2017 in BZ und Fudder) Die Tanzszene hat damals auf ihre Weise auf die Pläne reagiert und am 10.03.2017 mit einem Beitrag von Julia Dreier im Fudder zu einem Tanz-Flashmob aufgerufen zum Erhalt einer ganz besonderen Kulturszene des seit Jahren regelmäßigen Tanzens an mindestens fünf Tagen die Woche in den unterschiedlichsten Stilen und zwar selbst organisiert, inoffiziell, nicht kommerziell und ohne städtische Zuschüsse. Die Skulptur von Jörg Siegele macht die vergleichsweise neue, jedoch in der Kulturszene Freiburg mittlerweile voll etablierte Nutzung außerhalb der Tanzveranstaltungen nun jederzeit sichtbar.

©
C. Moskopf

Jörg Siegele
www.joergsiegele.de
Ohne Titel
200 x 60 x 55 cm
roter Sandstein

Der Künstler

* 1952
in Freiburg im Breisgau

1975–1976
Kunstgewerbeschule Basel

1979–1985
Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
bei Prof. Rudolf Hoflehner und
Prof. Jürgen Brodwolf

1987
Stipendium der Kunststiftung Baden Württemberg

Der Parcours

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