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Ralf Weber

Das Stadttheater liegt leicht erhöht auf den Überresten der Bastion Dauphin der Vaubanchen Festungsanlage. Links auf dem Gelände vor dem Stadttheater, kurz vor dem spitz auslaufendem, mit Granit-Steinen eingefassten Rasenstück, zwischen der ‘Auffahrt’ und der Sedanstraße, steht mit “stripes.block” (450  x  26  x  21 cm) aus Impala Granit von Ralf Weber die neunte und letzte Arbeit dieses Skulpturenrundgangs anlässlich der 900 Jahrfeier Freiburgs. Der Standort dafür wurde in Absprache mit dem Intendanten des Theaters mit Bedacht gewählt und richtet sich zunächst gegen die Ökonomisierung der Freiburger Innenstadt. 2015 hatte seinerzeit das Theater selbst einen Bauantrag zur Außen Bewirtung für die Passage 46 gestellt - ehemals Jackson Pollock Bar - und die jetzt Theater Bar heißt (siehe Stadtgespräch im Fudder vom 16.01.2020), was von Seiten der Stadt aber abgelehnt wurde. Seitlich vom Theater, zur Sedanstraße hin, sollte das für die Freifläche des Absatzes oberhalb der großen Freitreppe gelten. Beide sind sehr beliebt und werden v.a. tagsüber gerne und häufig von den StudentenInnen genutzt, während einer Pause außerhalb der beispielsweise gegenüberliegenden Universitäts-Bibliothek. - Webers Skulptur gehört zu einer ganzen Gruppe von Arbeiten, bei denen es um das Thema Raumzeichnungen geht, die mittels des auf den Stein aufgebrachten Klebebandes entstehen. Alles darum herum wird weg geflext. Der Prozess des Bearbeitens dauert so lange an, bis “das System kollabiert,” d.h. “die Arbeit einen Riss bekommt.” (Zitat des Künstlers). Der Riss wird verschlossen, manche Oberflächen werden satiniert. Die eigentliche Unmöglichkeit Zeichnungen und Skulptur in diesem Material vereint zu realisieren, darum geht es dem Künstler. Die Arbeit besteht aus zwei Teilen. Die untere geschlossene, geradezu kompakte, dabei schlichte Hälfte dient als Sockel. Die obere Hälfte hat sich im Gegensatz dazu quasi in eine unregelmäßige filigrane Gitterstruktur aufgelöst. - Gerade damit kann darüber hinaus noch eine ganz andere Assoziation beim Betrachter angeregt bzw. ausgelöst werden. Denn die Arbeit steht am Rande des Sedanquartiers und Im Grün und auch am Rande der beginnenden Innenstadt, gegenüber dem vor dreieinhalb Jahren neu gestalteten Platz der Alten Synagoge. Mit dem vom Künstler gewolltem Ausreizen der Material-Bearbeitung, die diese obere Hälfte der Arbeit so auch zu einer Art Ruinen-Gestalt werden lässt, scheint sie somit auch Bezug zu nehmen zur jüngsten Geschichte Freiburgs.

Werk und Ort
Bezug nehmen könnte sie z.B. auf den Brand der Alten Synagoge während der Novemberprogrome in der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 und auf die zu 80 % in Trümmern liegende Altstadt nach dem Bombenangriff in den Abendstunden des 27. Novembers 1944. Die Arbeit Webers zeigt eine Formerscheinung, die im Zusammenhang mit einer formalen Fragestellung entstand, die ihn als Thema beschäftigte: nämlich, wie weit ist dieser Granit belastbar - im Hinblick auf bewusst maximale Material-Bearbeitung? An diesem Aufstellungsort wird sie durch dieses formal entstandene Erscheinungsbild als Skulptur auch zu einer beklemmenden Metapher die gegen Ursache von Gewalt und daraus folgender Zerstörung zu mahnen scheint.

©
C. Moskopf

Ralf Weber
www.weberworks.de
infinite.line
450 x 26 x 21 cm
Impala Granit

Der Künstler

* 1972
in Freiburg

Ausbildung zum Bildhauer in Freiburg

seit 1999
als Freischaffender Künstler und Bildhauer tätig, zahlreiche Ausstellungen im In- Ausland

seit 2005
Teilnahmen an internationalen Kunstmessen.

Mitglied im BBK sowie BfB.

Der Parcours

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